Alltag

Alltag mit Mobilitätseinschränkung

Orientierung für jeden Tag Zwischen Welten und auf dem Weg zurück ins eigene Leben.

Ein Leben im Rollstuhl stellt viele Gewohnheiten auf den Kopf. Die kleinsten Dinge – ein Duschvorgang, ein Einkauf, eine Verabredung – werden plötzlich zur Herausforderung. 

Hier findest du alltagsnahe Tipps und Anregungen, die dir helfen, dein Leben selbstbestimmt zu gestalten – Schritt für Schritt, in deinem Tempo. 

Zuhause

Barrierefrei wohnen im Alltag

Für viele Menschen im Rollstuhl ist das eigene Zuhause der wichtigste Ort der Selbstständigkeit – und manchmal auch der größte Stolperstein. Türen sind zu schmal, das Bad ist eng, die Küche unerreichbar. Doch selbst kleine Anpassungen können große Wirkung zeigen. 

Ein runterfahrbares Waschbecken, Haltegriffe im WC oder eine mobile Rampe am Eingang – viele dieser Lösungen sind nicht teuer, aber entscheidend für ein sicheres, freies Gefühl im Alltag. Barrierefreiheit bedeutet nicht, dass alles neu sein muss – sondern, dass es für dich funktioniert. 

Ein Zuhause, das auf deine Bedürfnisse abgestimmt ist, schenkt dir nicht nur Bewegungsfreiheit, sondern auch neue Unabhängigkeit – ganz ohne Perfektion. 

„Ich dachte immer, ein Umbau ist zu aufwändig. Aber schon nach den ersten Veränderungen habe ich gemerkt: Ich bewege mich entspannter – und brauche weniger Hilfe.“ – Lukas, 51

Tipps:

 

  • Haltegriffe in Bad und WC geben Sicherheit – am besten rutschfest montiert 
  • Bodengleiche Dusche erleichtert den Einstieg – ggf. mit mobilem Duschstuhl kombinieren 
  • Breitere Türrahmen (mind. 80 cm) schaffen Platz für Rollstühle 
  • Unterfahrbare Arbeitsflächen in Küche & Bad ermöglichen mehr Selbstständigkeit 
  • Mobile Rampen helfen bei kleinen Schwellen und Türübergängen 
  • Bewegungsflächen in jedem Raum: ca. 150 cm Wendekreis einplanen 

Weiterführend: Auch kleine Umbauten können gefördert werden – siehe Wohnen & Barrierefreiheit (Link auf Blogartikel oder einer anderen Infoseite z.b.: https://www.land-oberoesterreich.gv.at/276519.htm ) 

Körperpflege

Wenn Selbstständigkeit im Bad beginnt

Duschen, sich waschen, zur Toilette gehen – was früher nebenbei lief, wird mit Mobilitätseinschränkung plötzlich komplex. Doch körperliche Einschränkungen bedeuten nicht automatisch, dass man auf Hilfe angewiesen ist. 

Mit den richtigen Hilfsmitteln kannst du viele Routinen selbstständig durchführen: Duschsitze, Haltegriffe, Toilettenerhöhungen oder mobile Spiegel geben dir Sicherheit und Freiheit zurück. Es geht nicht nur um Funktion – sondern um Würde und Intimität im Alltag. 

„Ich hatte Angst, meine Privatsphäre zu verlieren. Aber mit ein paar Anpassungen kann ich fast alles wieder selbst machen. Das tut auch meinem Kopf gut.“ – Jasmin, 39

Tipps:

  • Duschhocker oder -sitz für entspanntes Duschen 
  • Spiegel und Waschbecken auf Sitzhöhe – oder neigbar montieren 
  • Toilettensitzerhöhungen entlasten beim Umsetzen 
  • Greifzangen oder Duschkörbe auf erreichbarer Höhe machen vieles einfacher 
  • Pflegehilfen: z. B. Eincremehilfen, Einmalhandschuhe, lange Bürsten 

Körperpflege ist mehr als Hygiene. Sie ist ein Stück Selbstbestimmung. Und du hast das Recht, sie nach deinen Regeln zu gestalten. 

Wichtig: Viele Pflegehilfen kannst du über die Sozialversicherung beantragen – oft reicht ein ärztliches Attest. 

Einkaufen & Haushalt

Selbst einkaufen, selbst entscheiden – Alltag organisieren mit Köpfchen

Die Kontrolle über den eigenen Haushalt gibt vielen Menschen das Gefühl von Normalität. Doch wie bringe ich eine Einkaufstasche nach Hause, wenn ich beide Hände für den Rollstuhl brauche? Wie koche ich, wenn ich nicht an den Herd komme? 

Vivara zeigt dir Wege, wie du deinen Alltag einfacher machst: Von Lieferservices über ergonomische Küchenhelfer bis hin zu einfachen Tricks im Alltag. Es geht nicht um perfekte Lösungen – sondern um alltagstaugliche Vereinfachung. 

„Ich bestelle das Meiste online, aber einmal pro Woche fahre ich selbst zum Markt. Es fühlt sich gut an, Dinge auszuwählen, zu riechen, zu entscheiden.“ – Bernd, 66

Tipps:

  • Lieferservices oder Einkaufshilfe durch Ehrenamtliche nutzen 
  • Rucksack statt Einkaufstasche: Hände bleiben frei zum Fahren 
  • Kochutensilien mit Griffverstärkung oder Anti-Rutsch-Hilfen verwenden 
  • Leichte Möbel auf Rollen schaffen flexible Arbeitsflächen 
  • Apps nutzen: Einkaufslisten, Erinnerung, Lieferdienste etc. 

 

Manche Dinge dauern länger – und das ist okay. Du bestimmst das Tempo. Der Alltag gehört dir. 

🔗 Extern: Barrierefrei einkaufen (Link auf Blogartikel oder einer anderen Seite) 

Unterwegs sein

Weg da, ich will leben – Mobilität neu denken

Ein Arzttermin. Ein Cafébesuch. Ein spontaner Spaziergang. Mobilität bedeutet Freiheit – doch sie endet oft an der Bordsteinkante. Barrieren im Kopf und auf der Straße machen es schwer, dabei zu sein. Vivara hilft dir, den Überblick zu behalten: Welche Orte sind zugänglich? Welche Services gibt es? 

Mit Parkausweis, barrierefreien Öffis und Fahrdiensten bleibt dein Radius offen. Und wenn du selbst Auto fahren willst, gibt es passende Umbauten – und Förderungen dazu. 

„Früher war ich ständig auf andere angewiesen. Heute weiß ich: Ich kann raus – allein. Und das fühlt sich verdammt gut an.“ – Kerstin, 45

Tipps:

  • Parkausweis (§29b StVO) beantragen – für kostenlose Parkplätze & mehr Freiheit 
  • Rollstuhlgerechte Wege vorher online prüfen (z. B. Wheelmap.org) 
  • Öffi-Fahrten bei Bedarf mit Mobilitätsservice anmelden (z. B. ÖBB) 
  • Fahrdienste & Taxis mit Einstiegshilfe gibt’s in vielen Regionen 
  • Hilfsmittel für unterwegs: mobile Rampe, Schiebehilfe, Rucksack mit Brustgurt 

 

Mobilität ist kein Luxus. Sie ist ein Teil deines Lebens. Und du hast das Recht, dich zu bewegen – wann und wohin du willst. 

🔗 Weiterführend: Mobilität & Verkehr 

Kontakte & Sozialleben

Mitten im Leben – Soziale Teilhabe neu erleben

Der soziale Alltag verändert sich. Plötzlich sagt jemand ab, weil der Ort nicht barrierefrei ist. Oder man selbst bleibt lieber zu Hause, um Diskussionen zu vermeiden. Dabei sind Begegnungen das, was uns stärkt. 

Vivara vernetzt dich mit Angeboten, bei denen du willkommen bist – nicht als „Sonderfall“, sondern als Teil der Gemeinschaft. Ob Kulturveranstaltung, Selbsthilfegruppe oder Freizeitkurs: Teilhabe beginnt dort, wo niemand zurückbleibt. 

Soziale Teilhabe ist keine Zugabe. Sie ist ein Grundrecht. Und sie beginnt bei der Einladung, sich selbst wieder etwas zuzutrauen. 

„Ich dachte, mein Leben spielt sich künftig zu Hause ab. Jetzt spiele ich wieder Boccia mit anderen – draußen, mit Spaß, mit allem Drum und Dran.“ – Ferdi, 58

Tipps:

  • Lade Freunde bewusst zu dir ein – viele sind offen, wissen aber oft nicht, „wie“ sie helfen können. 
  • Informiere dich über barrierefreie Lokale, Cafés oder Veranstaltungsorte in deiner Umgebung. 
  • Nutze Online-Communities oder Selbsthilfegruppen – digital oder vor Ort. 
  • Hobbys anpassen statt aufgeben: Statt Wandern vielleicht Handbike? Statt Yoga im Studio lieber ein Online-Angebot? 

Psyche & Alltag

Nicht nur außen neu – auch innen wächst was

Veränderungen im Körper betreffen auch die Seele. Es gibt Tage, an denen du kämpfen musst – mit Frust, mit Müdigkeit, mit dem Gefühl, dass alles zu viel wird. Und das ist okay. 

Du bist nicht allein. Viele andere gehen diesen Weg. Und es gibt Hilfe – von Gesprächen mit anderen Betroffenen bis zu professioneller Unterstützung. Du musst nichts beweisen. Und du darfst langsam machen. 

Manche Wege sind leiser. Aber auch sie führen dich weiter – zu dir selbst, zu einem Alltag, der dir gehört. 

„Es war nicht der Rollstuhl, der mich ausgebremst hat – es war meine Angst. Heute weiß ich: Ich darf mich neu erfinden. Und das ist ein guter Prozess.“ – Elif, 29

Tipps:

  • Entwickle neue Routinen, die dir Struktur geben – z. B. feste Zeiten für Mahlzeiten, Bewegung, Erholung. 
  • Feiere kleine Erfolge, auch wenn sie unscheinbar wirken: ein selbst gekochtes Essen, ein Besuch ohne Hilfe, ein neuer Weg, der funktioniert. 
  • Such dir Austausch, wenn’s zu viel wird – mit anderen Betroffenen oder psychosozialer Beratung. 
  • Bleib geduldig mit dir selbst – kein Alltag läuft perfekt, auch ohne Rollstuhl nicht. 

Hilfe anzunehmen ist kein Zeichen von Schwäche – sondern von Stärke und Selbstfürsorge. 

 

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Hinweis: Die Inhalte dieser Seite basieren auf Erfahrungswerten und allgemeinen Informationen.
Sie ersetzen keine persönliche Beratung. Für individuelle Fragen kannst du dich an die zuständigen Stellen in deinem Bundesland wenden.